eine nacht in berlin
genug zeit zum entfliehen
vor alltag und sorgen
lebt sichs leichter im morgen
grauen erwachen
stille
dann machen und nehmen
wir: an
dass aller anfang
einst doch in uns
drinnen begann
Und damit viel Spaß mit einem Text, zu dem ein guter Freund einst sagte:
"Oktoberfest und Swinger Club sind eigentlich doch ziemlich das Gleiche - schlussendlich stehen sie alle nur auf Leder und Bumsen"
Liebe, Toleranz, Achtsamkeit und Freiheit:
Ain't that the dream - oder auch Ketamin in Berlin
Wir
Stehen draußen
Und warten
Darauf
Fesseln zu lösen
Und andere anzulegen
Wir
Pflegen Freiheit zu leben
Freiheit, hier und jetzt -
Wenn man uns lässt.
Viele
Müssen wieder umdrehen
Gehen traurig gen Heim
Doch wir kommen rein
Der Abend, der Tag, das Leben
Könnte schöner nicht sein
Durften die Grenze passieren,
Um uns jetzt - beherzt
Im Rausch zu verlieren
Wir
Betreten das Ungewisse
Und werden gewiss überrascht
Begrüßt uns hinter der Tür doch gleich ein nackter Arsch
Umkleiden sind hinfällig und allgemein gilt hier
Draußen waren wir Mann und Frau, hier drinnen einfach
Wir
Stereotypische Geschlechterrollen
verhindern gemeinsames herumtollen
Weshalb der Name ist Programm
Sie sind schlecht und damit du
Was du sein willst, Mann
Wir
Sind also drin und damit fast schon bereit
Bereit uns zu öffnen
Bereit für eine gute Zeit!
Die Hosen fallen
Die Hemden auch
Die Körper werden ausgepackt
Ersetzt wird mit Latex und Leder,
Netzen und Nippelkleber,
Wer will auch gerne gleich schon nackt
Schnell wird das Nötigste in die Socken gestopft
Der Rest in eine Tüte eingepackt
Dann samt Handy an der Garderobe abgegeben
Und schon beginnt es
Freiheit - Leben
Also ab auf die Tanzfläche
Wo dröhnend der Beat
In meinen Adern pulsiert
Harte Bässe uns massieren
Und die Herzen schnell vibrieren
Die Musik
Dieser Takt
Die mich umgibt
Der mich packt
Könnte schöner nicht sein
Kein Licht kommt herein
Und der Moment kann einem hier unendlich erscheinen
Wie in Trance tanzen wir
Mit wenig Sinn für das Hier
Und dafür mehr für das Sein
Sind klein aber fein
Und dafür jetzt sogar frei
Hier können wir tun und lassen was wir wollen
Müssen nur den anderen ihren Respekt zollen
Können
Und werden Grenzen akzeptieren
Und dürfen uns dafür in besagtem Rausch verlieren
Irgendwann finde ich mich am Pool im Club wieder
Dort setz’ ich mich nieder
Und möchte doch eigentlich aufstehen
Und baden gehen
Warum kommt mir genau jetzt das Bedenken
Glaube ich wirklich, dass die anderen mir mehr Aufmerksamkeit schenken
Wenn ich mich hier vor Ihnen jetzt entblöße,
Fürchte ich Blicke wie Dolchstöße
Die mich be- und dann verurteilen
Während sie von mir alles sehen -
Mal ganz im Ernst,
Kann ich da nicht drüber stehen?
Meine Normverstöße,
Penisgröße,
Formverstöße,
Körbchengröße
Hierzu folgende Denkanstöße:
Wo, wenn nicht hier?
Wann, wenn nicht jetzt?
Ich bin entsetzt
Ich kam her um zu leben,
Frei nach dem Motto “Alles kann, nichts muss”
Und trotzdem hält der Alltag mich so unter Beschuss
Ich springe auf
Zieh mich aus
Springe rein
Und tauche ein!
Weggewaschen sind die Sorgen
Im kalten Nass von heut’ auf morgen
Während die Menge draußen tobt
Und nach dem Startschuss auch der nächste den Sprung hinein erprobt
Bis auf Samstags bleibt die Sauna leider zu
Doch dass war es mir wert
Schnell wie ein Blitz in die Menge zurückgekehrt,
Mit Tanzen aufgewärmt
Hab ich Folgendes gelernt:
Dass man sich nicht selbst im Weg stehen sollte
Wenn man zu sich selber stehen wollte
Weil da sowieso genug stehen -
So viel steht fest!
Auf meiner Quest Leute kennenzulernen,
Möchte ich eigentlich bloß an einer Dame vorbei,
Tippe sie an und schon sind wir zu zweit
Ich erspare euch das drumherum,
Ja wir machen rum
Aber das ist jetzt nicht wichtig,
Man könnte sagen fast schon nichtig
Weil jetzt etwas anderes zählt:
Das hier ist kein unzivilisierter Haufen
Es gibt Regeln wie da draußen
Und wer die Regeln verletzt
Der wird zurecht verpetzt
Ein Mitglied des Awareness Teams kommt auf uns zu
Meint: “Nanu, du passt ja wirklich nur zu gut
Ins Raster der Person, die Sie seit längerem sucht”
Und so wird meine Begleitung schnell durchsucht
Sieh an, was haben wir denn da
Ein Handy in der Jeanstasche, mit Aufnahmen vom Abend, ach das war doch klar
Und eh sie sich versah
War es das letzte Mal, dass man sie hier drinnen sah!
Die Regeln sind unmissverständlich
Kein Handy, keine Zeugen, denn letztendlich
Bist du nicht die, die auf der Instastory jeden macht unkenntlich
Und damit deiner Macht wohl leider auch nicht mächtig
Und im Grunde ist das doch das Problem
Dass die da draußen in dem Ganzen hier nicht das Gleiche sehen
Dann kommen Sätze wie “Wie kannst du nur”
Oder “Sie sind gefeuert”
Ohne im Ansatz zu verstehen
Was der gegenüber da beteuert
Dass er Verständnis dafür hat,
Dass das nicht die Masse reizt
Und dass doch bitte trotzdem verstanden werden soll
Warum er gern die Beine spreizt
So ist auch dieser Text ein Spagat
Zwischen ehrlich offen, radikal
Und dem Versuch so minimal
Verstörend wie nur geht zu sein
Und trotzdem braucht es hierfür noch diese eine letzte Line
Ich lerne noch eine Frau an jenem Abend kennen
Wir graben uns in Gesprächen vor auf Höhe Marianengraben
Wie man es vielleicht nicht glauben mag,
Doch wir verstehen uns und ich fühle mich verstanden
Und so passiert es in der Tat
Dass sie mir offeriert
Und ich probiert
Folgenden Vorschlag:
Sie erzählt mir davon, wir reden drüber, ich bin interessiert
Elektrisiert durchströmt mich der Gedanke
Wir gehen aufs Klo, sie tankt, ich tanke
Weiß kitzelt weiß Gott was in unserer Nase
Ab jetzt Tanzen wir - bis zur Ekstase
Fliegen schwerelos,
Sind unbeschwert
Nach außen gekehrt
Und haben doch innig verkehrt
Und doch ist hier jetzt etwas grundlegend verkehrt
Das ist der Punkt an dem man sich zurecht über diesen Text beschwert
Denn Spaß haben, sich ausleben
Das muss doch auch mal nüchtern gehen
Warum trinkt ihr Alkohol?
Doch nicht weil er in der Kehle brennt und scheußlich bitter schmeckt
Sondern weil er die stummen Seiten in euch weckt
Ihr redet offener und frei
Und wäre es nicht optimal, wäre das das Alltags-High?
Nüchterne Offenheit
Und nur weil man nüchtern offen ist für Offenheit
Heißt das nicht, dass man diese dann in gleichen Maßen offen teilt
Es bedeutet tolerant zu sein,
Liebe mit Mitmenschen zu teilen,
Denn Geschmäcker sind verschieden
Deshalb solltet ihr euch und andere auch auf keinen Fall verbiegen
Wenn ihr das Gefühl habt, ihr werdet unterdrückt
Ja dann öffnet euch, ohne dass ihr andere niederdrückt
Seid verständnisvoll und bemüht euch Empathie zu leben
Vielleicht werden wir dann den Alltag irgendwann voll nüchterner Offenheit erleben.
Vielen Dank!
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